Nach Dharamsala ging es wieder zurueck in die Ebene: Richtung Sued-Osten in den Staat Punjab mit seinen Sikhs, den ehrenwehrten Turban-Traegern.
Amritsar ist das religioese Zentrum der Sikhs, einer Religion, die eine Mischung aus Hinduismus und Islam darstellt. Die Sikhs verehren keine "Idole", Abbilder Gottes, sondern Ehren ihre "Gurus", die diese Religion begruendet oder weiterentwickelt haben.
Obwohl Sikhs nur 2 % der Bevoelkerung ausmachen sind sie in Politik und Wirtschaft sehr stark vertreten. Der momentane Premierminister Manmohan Singh, ist auch ein Sikh und traegt immer einen blauen Turban.
Die Sikhs sind im Gegensatz zu anderen Indern sehr gross, meist ueber 180 cm, kraeftig, manchmal dabei auch korpulent gebaut. Die erste Assoziation ist "Ali Baba und die 40 Raeuber", umso mehr, wenn man Ihnen Nachts begengnet. Aber sie offenbaren immer ausgesprochen gute Umgangsformen und haben einen guten Humor, der sich meist in schallendem Gelaechter aeussert. Sie sprechen sehr gewaehltes Englisch, sind stets hoeflich und hilfsbereit.
Der Sikhismus ist eine sehr toleranteste Religion und alle Menschen sind eingeladen den Goldenen Tempel in Amritsar zu besuchen und ihren Glauben auszuueben. Es gibt nur wenige Regeln, dazu gehoeren, dass man den Tempel barfuss betritt und sein Haupt mit einem Tuch (auch Maenner!) bedeckt. Die Fuesse werden zuvor in einem Fussbad gewaschen, danach betritt man den weissen Mamor des Tempelkomplexes. Man kann um den eigentlichen goldenen Tempel, der in einem rechteckigen Wasserbecken liegt nur ueber die sog. Gurus Bridge gelangen, aber den schoensten Anblick offenbart der Tempel sowieso von den sanften Stufen, die ins Wasser fuehren. Um den Tempel liegen Schlafplaetze fuer Pilgerer und eine Kueche verteilt pausenlos kostenlos einfaches aber gutes Essen. Dadurch wird den armen Menschen schnell und prakisch geholfen, die es hier, wie ueberall in Indien gibt.
Bei unserem zweiten Tempelbesuch, haben einige Sikhs amuesiert zugeschaut, wie ich vergeblich versucht habe, mir ein Tuch einigermassen passabel um den Kopf zu schlingen. Als Ihr Mitleid mit dem armen Europaer zu gross wurde, winkten sie uns zu sich heran und mir wurde die grosse Ehre zuteil, von einem Sikh einen richtigen Turban auf den Kopf gewickelt zu bekommen. Der weitere Besuch im Tempel war begleitet von freudigen Blicken der anderen Turbantraeger, die meine Person auf den ersten Blick nicht einzuordnen wussten. Das Tragen des Turbans machte soviel Spass, dass ich ihn erst zum schlafengehen auszog.