Diesmal ist es ein besonderer Jahreswechsel, denn heute muss ich deutlich das Alleinsein spueren. Ich liege in Phnom Penh, in der Boeng Kak Area. Ein voellig versifftes, von Backpackern stark frequentiertes Viertel, wo der Markt des Angebotes in jeder Form fast unbegrenzt ist. Frustriert habe ich so meine Runden gedreht und bin zu dem Schluss gekommen: Thomas, das hier ist nicht mehr deine Welt. Also lass ich dieses Viertel in das neue Jahr feiern und ziehe mich mit zwei Reclamheften zurueck. Ehrlich, da haette ich mir den Jahreswechsel schon schoener vorgestellt (ist natuerlich nichts persoenliches gegen die Reclamhefte). Aber, so ein Tag gehoert eben auch zur Reise. Jetzt liege ich nun also in der Stille der hereinbrechenden Nacht, am Ende des Jahres mal ohne Sylvester, auf dem Bett.
Allerdings habe ich noch den letzten Sonnenuntergang am Strand vor Augen. Diese Stimmung trage ich mit meiner momentanen Gemuetsfassung ebenfalls in mir und das ist schoen so. Der Fuss ist dick und angeschlagen, das Gehen faellt sehr schwer, morgentliches Joggen somit unmoeglich. Allein sein, da kommen bei mir nochmals kleinere Depressionen hoch. Eben die Moeglichkeit zu lernen, ungeschminkt die Wahrheit zu sagen, mit den Gedanken nicht hinter dem Berg zu halten, mal selbst meinen Zwiegespraechen zu lauschen.
Ist es das? dem Alter entgegen gehen?
An den duenner werdenden Beinen die unangenehme Blaesse, oder ist es am Arsch die dauernde Naesse. Die Fuesse, sie bilden sich aus zu hornhautquellenden Beulen, Augen mit Saecken, als wuerden sie ununterbrochen heulen. Apropo Sack, so langsam ziehen sich immer laengere Falten, am Bauch parallel bilden sich dicker werdende Spalten. Das Gesicht traegt den Alkohol deutlich zur Schau, Drogen geben den Rest, zum blaesslichen Grau. So moecht ich nicht leben, will viel dafuer geben, doch erzwungen nehme ich nur, meiner Lebenskraft leuchtende Spur.
Die Gefuehle sind ehrlich und roh, tief aus dem Herz, sie stimmen mich froh. Entgegen halten versuch ich ein schuetzendes Schild, nicht in den jungen Jahren, nicht mehr so wild. Es ist die unaufhaltsame Reife, das Leben in der bewussten Vergaenglichkeit, zu wissen, es ist bald so weit. Weite wohin ich auch rief, der Ring um die Brust, schneidet ach ein, so tief. Erkennen wann das Leben sprueht, Leben im Alter nicht verglueht. Aufzuraffen, in sich selbst neue Grenzen zu schaffen. Freiheit die unverdraengt nur aus der Tiefe kommt, lass ungefiltert sie Dir den Kopf wegsprengen, beginne nicht in den Alkohol zu rennen. Halt Dich aus, mit all den Spuren des Aelterwerdens.
Sei wach und das in jeder Stunde, fuehle fein, Hilfe ist nie der Wein. Unbeweglich mit pochendem Fuss, der blutende Zeh, ein freundlicher Gruss. Das ist mir gerade gegeben, so werde ich bewusster weiter leben, hochgestemmt, in den Tag geschrien, mit grollendem Lebensbeben. Sich mit Aengsten auseinander setzen, so werden sie im Innersten zerrieben, der Tag und das Jahr hat ein Ende, ich wuensche Euch aus tiefem Herzen ein wundervolles 2007.